Jeden Monat ein neues Motto und ständig Beiträge, was ich an mir verändern soll. Schluss mit der ständigen Selbstoptimierung! Ich bin gut so wie ich bin!“ – Solche oder ähnliche Kommentare und Nachrichten bekomme ich selten, aber auch. Deshalb habe ich etwas recherchiert und mir eigene Gedanken zum Thema Selbstoptimierung gemacht:

  • Was hat es mit der Selbstoptimierung auf sich?
  • Kann und sollte ich mich weiterentwickeln?
  • Und wie kann Selbstoptimierung gelingen?

In den ersten Monaten des vergangenen Jahres, als ich mich mit meinem Jahresmotto „a year to clear“ beschäftigt und unglaublich viele Bücher und sogar Online-Kurse zu dem Thema gelesen habe, bin ich an einen Punkt gekommen, an dem mir alles zu viel wurde und ich gemerkt habe, wie ich mich selber überfordere. Ich habe eine Pause eingelegt, habe Dinge sacken und Veränderungen ohne weiteres Zutun geschehen lassen. Ich wollte zu viel auf einmal und musste lernen, dass ich mir Veränderung und Entwicklung wünsche, diese anstoßen kann, sie sich aber die Zeit nimmt, die sie braucht.

Selbstoptimierung, weiterentwicklung

In einer sich immer schneller verändernden Welt, in der Tätigkeiten durch neue Technologien ersetzt werden und sich ganz neue Aufgabenfelder ergeben, müssen wir uns anpassen.

Wir müssen neue Kompetenzen lernen, selbstmotiviert und -reguliert, kommunikations- und beziehungsfähig, stressresistent und durchsetzungsfähig sein, uns gut präsentieren können und ein außergewöhnliches Profil (Marke ICH) haben. Neben diesen beruflich erwünschten „Skills“ arbeiten wir an einem perfekten (After-Baby-) Body, einem gesunden Lifestyle und einem perfektes Zuhause (um es zum Beispiel medial präsentieren zu können). In allen Bereichen geht es um Effizienz und (neue) Möglichkeiten, keine Zeit soll „verschenkt“ werden: Beruf, Freizeit, Wohlbefinden, Familie, Beziehungen, Fitness,… – nichts soll zu kurz kommen.

Diese Entwicklung bieten unglaubliche Möglichkeiten:

Ich bin nicht festgelegt, kann mich in jedem Alter neu und um-orientieren, kann eigene Schwerpunkte setzen. Auch und gerade durch die sozialen Medien.

Aber diese Entwicklung hat auch ihre Schattenseiten: In dem Spannungsverhältnis zwischen dem, wie wir sind, und dem, was wir sein möchten (oder meinen, sein zu müssen), ist das Streben nach Selbstoptimierung ambivalent. Die Selbstoptimierung verspricht, das beste aus sich herausholen zu können und ein „intensives“ Leben zu führen. Am Ende führt das aber häufig dazu, dass sich die (Optimierungs-) Bemühungen gegenseitig im Weg stehen. Selbstoptimierung und Selbstverwirklichung funktionieren nur selektiv und können zu einer völligen Überforderung führen.

Wie kann Selbstoptimierung und Entwicklung gelingen?

Veränderung und Entwicklung sind häufig notwendig, vor allem aber eine Chance: Wir können bleiben wie wir sind, müssen es aber nicht! Die Frage ist: Wie kann Entwicklung gelingen, ohne mich zu überfordern? Ich habe versucht, ein paar Gedanken dazu zusammen zu fassen:

  • Leben bedeutet Veränderung. Das ist zunächst eine neutrale Feststellung. Was ich daraus mache, liegt an mir. Es ist eine Chance und Möglichkeit, mich in jedem Alter weiterentwickeln zu können und es ist hilfreich, wenn ich es so sehen kann. Ich darf dabei meinen Wünschen und Bedürfnissen nachgehen und sollte Prioritäten setzen.
  • Vergleiche mit anderen sind nicht hilfreich. Ich sollte mir bewusst machen, dass ich nicht hinter die Kulissen anderer Menschen schauen kann, die scheinbar ein perfektes Leben führen. Sie haben andere Voraussetzungen als ich und ich kenne und sehe nur einen Teil ihres Lebens.
  • Bevor ich mich mit Veränderungen beschäftige, darf ich auf das schauen, was ich aktuell (schon) bin. Ich glaube, dass jeder Mensch mit einer einmaligen Kombination an Stärken, Fähigkeiten, aber auch Schwächen ausgestattet ist. Es liegt an mir, das Beste daraus zu machen und mich so anzunehmen, wie ich bin. Ich muss nicht alle meine Schwächen in Stärken verwandeln, vielmehr machen mich meine Schwächen menschlich und sympathisch. Aber ich kann meine Stärken ausbauen und zu einem Experten auf meinem Gebiet werden.
  • Ich sollte sensibel werden für meine eigenen Grenzen. Bestimmte Charaktereigenschaften lassen sich nicht verändern und auch gegen meine Werte zu arbeiten ist nicht ratsam. Hinschauen sollte ich aber bei Punkten, wo ich Angst und Scham spüre. Sie sind ein guter Wegweiser für Entwicklungen.
  • Ich sollte meine Veränderungswünsche kritisch hinterfragen. Stecken gesellschaftliche Ideale und Trends dahinter? Passen diese Ideale und Trends wirklich zu mir?
  • Auch wenn es oft verlockend klingt und es schwer ist, sich davon komplett frei zu machen: Ich sollte Angebote und Tipps, die durch eine verbesserte Selbstführung Glück und Erfolg versprechen, kritisch hinterfragen. Wichtig sind fundierte Methoden, realistische Erwartungen und die Unterscheidung zwischen kurzfristigen Lern- und langfristigen Entwicklungszielen.
  • Ich sollte meine Ziele gut wählen. Das bedeutet, nicht zu viele Ziele auf einmal anzugehen. Sie sollten mich positiv herausfordern, aber auch zu meinem Charakter, meinen Werten und meinen Möglichkeiten passen.

In vielen meiner Blogbeiträgen schreibe ich über meine Entwicklungen und meine Arten, sie anzugehen. Nicht immer schaffe ich es, gleich das richtige Tempo und Thema zu finden und meistens bin ich zu ungeduldig mit mir selbst, aber auch das gehört für mich zur Entwicklung dazu.

Gelernt habe ich im vergangenen Jahr vor allem, dass nach einer intensiven Zeit des Studiums eine Pause wichtig ist, in der das „Gelernte“ in mir wachsen und reifen kann, bevor ich weiter lernen kann.

Wie hältst du es mit Weiterentwicklung und Selbstoptimierung? Fühlst du dich überfordert oder macht es dir Freude? Und wie gehst du Veränderungen an?

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