Vermutlich kennt jeder das Gefühl, dass einfach alles zu viel ist. Manchmal hält das Gefühl länger an. Und manchmal sucht sich dieser Zustand einen anderen Weg, um sich bemerkbar zu machen. So wie bei mir Ende des vergangenen Jahres. Ein hartnäckiger Husten, der sich am Wochenende vor Weihnachten zu einer fiesen Erkältung wandelte.
Ab und an mal krank zu sein ist ja normal. Und ja, es ist gerade viel los bei uns. Und überhaupt sind ja gerade viele länger kränkelig. Und trotzdem wusste ich, dass mir das etwas sagen will.
Mein Wunsch zum Jahresanfang: Einfach mal alles auf Null setzen, alles hinterfragen und neu ordnen.
Wir haben die Freiheit unser Leben selbst zu gestalten, wir nehmen sie uns aber viel zu selten. Wir können uns treiben lassen und von äußeren Dingen beeinflussen lassen – oder die Verantwortung für unser Leben übernehmen. Viel zu häufig entscheide ich mich für ersteres.
Anfang des Jahres war es Zeit für Verantwortung, für Freiheit – und für Entscheidungen. Wir haben einmal alles auf eine Karte gesetzt, alles einmal umgedreht, verschiedene Lebensbereiche angeschaut, Prioritäten gesetzt und uns gefragt, was wir (noch oder neu) wollen:
Wie wollen wir zusammen leben? Was und wie wollen wir arbeiten? Womit verbringen wir unsere Zeit? Welche Menschen liegen uns am Herzen? Wofür wollen wir unser Geld ausgeben? Welche Projekte liegen uns am Herzen und wo wollen wir uns engagieren? Welche Medien nutzen wir wie? Und vor allem: Was wollen wir nicht mehr?
Hier sind die Lebensbereiche, bei denen wir „alles auf eine Karte gesetzt“ haben:
Gewohnheiten
Die Art und Weise, wie wir unsere freie Zeit verbringen, kann dafür sorgen, dass wir alleine oder gemeinsam Spaß haben, uns entspannen, uns gesund erhalten, zusammenwachsen, unseren Werten und Zielen näher kommen. Oder aber dafür, dass wir müde und träge werden, aneinander geraten, angespannt sind. Welche Hobbys, Pausenfüller, Freizeitaktivitäten und Ehrenämter tun uns gut? Welche nicht? Welche passen zu unserer aktuellen Lebenssituation? Welche wollen wir alleine, welche gemeinsam etablieren?
Finanzen
Die Art und Weise, wie wir mit unserem Geld umgehen, hat sich bewährt – und so machen wir uns wenig Gedanken darüber, wofür wir es ausgeben. Tatsächlich wollen wir aber regelmäßig zumindest für eine gewisse Zeit aufschreiben, wofür wir unser Geld ausgeben und darüber nachdenken, ob es unseren Werte und Vorstellungen wirklich entspricht: Brauchen wir alles, was wir kaufen? In welchen Bereichen können und wollen wir sparen? Wofür wollen wir unser Geld ausgeben? Wohin wollen wir Geld spenden?
Arbeit
Unser Alltag ist gut durch getaktet und die Vereinbarkeit von Jobs und Familie klappt bei uns meistens ganz gut. Bei dieser Routine vergessen wir schnell, diesen Ablauf in Frage zu stellen. An der beruflichen Situation etwas zu verändern, vor allem dann, wenn es nicht unbedingt notwendig ist, ist mit viel Aufwand und Mut verbunden. Da wir aber viel Zeit des Tages am Arbeitsplatz verbringen, ist es sinnvoll, hin und wieder darüber nachzudenken, ob die aktuelle Arbeit wirklich das ist, was wir wirklich wollen: Können wir hier unsere Fähigkeiten einbringen und und weiter entwickeln? Fühlen wir uns wohl und wertgeschätzt? Welche Arbeit würde möglicherweise noch besser zu uns passen?
Verpflichtungen
Neben der Arbeit gibt es weitere Verpflichtungen in unserem Alltag: Geplante und akute Termine, die sich nicht ändern lassen. Aber eben auch solche, die sich durchaus ändern lassen, sich aber entweder als „Tradition“ eingeschlichen haben oder solche, wo wir ohne viel Nachdenken zusagen. Aber nicht alles tut uns gut und manches ist einfach zu viel. Hier ist es uns wichtig, genau zu schauen, welche Termine im Laufe einer Woche anfallen und neue „Filter“ zu entwickeln, um hier gute Entscheidungen treffen zu können. Diese Filter sehen bei jedem von uns anders aus, aber es ist uns wichtig auch ein gemeinsames Gefühl für ein gutes Maß zu finden.
Motivationen
Es ist nicht ganz einfach, aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen, warum wir tun, was wir tun. Manchmal sage oder tue ich Dinge und kann gar nicht genau sagen warum. Wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass dahinter oft eine Motivation steckt, die eigentlich gar nicht zu mir und meinen Werten passt. Manchmal möchte ich einfach gemocht werden oder Unannehmlichkeiten vermeiden. Oder ich habe Angst davor, etwas zu verlieren oder aufgeben zu müssen. Manche dieser Angewohnheiten schleichen sich dauerhaft im Alltag ein ohne dass ich sie und die dahinter liegende Motivation hinterfrage. Deshalb fragen wir uns während des Tages immer mal wieder, warum wir ihn so gestalten und ob er so (noch) zu uns passt.
Freundschaften
Menschen sind keine Dinge oder Hobbys. Es ist hier nicht so einfach zu entscheiden, welche bleiben oder gehen sollen so wie z.B. bei Kleidungsstücken. Es gibt die Freundschaften, bei denen beide Seiten voneinander profitieren – gute Gespräche, ein Interesse am Leben des anderen, tolle gemeinsame Zeiten. Dann gibt es Freundschaften, wo wir hauptsächlich nehmen und vielleicht niemals genauso viel zurück geben können. Und schließlich sind wir manchmal diejenigen, die geben, sich kümmern, lieben. Wichtig ist die Balance. Und die Frage: Bringen mich die Menschen, die ich um mich habe, dazu, mehr zu dem Menschen zu werden, der ich sein möchte? Oder tun sie mir nicht gut und rauben meine Energie?
Wir haben aufgeschrieben, geschoben, sortiert, neue Ideen gesponnen und Prioritäten neu gesetzt. Es war einerseits sehr ungewohnt über Dinge zu reden, die eigentlich als gesetzt gelten und zu unserem Alltag gehören, andererseits ist es befreiend, sich klarzumachen, welche Freiheiten und Möglichkeiten wir haben. Uns war es wichtig, nicht einfach nur Überlegungen anzustellen, sondern alle Entscheidungen auch umzusetzen. Vielleicht nicht alles gleich und auf einmal, aber nach und nach.
Wie ist es bei dir? Sortierst du manchmal in deinem Leben neu?