Für mich war es eine große Erleichterung, als ich vor ein paar Jahren ein intensives Gespräch mit einer Kollegin hatte und wir beide bemerkten, dass wir nicht alleine sind mit dem Gefühl, im Job nie gut genug zu sein: Hat mein Chef mit gerade gelobt? – Na ja, das ist ja schließlich seine Aufgabe, wenn er motivierte Mitarbeiter*innen haben möchte. Die Präsentation ist rund und gut vorbereitet? – Das hält mich nicht davon ab, nachts wach zu liegen und zu grübeln, was noch fehlen könnte.

Lange dachte ich, dass es nur mir so geht, und war erleichtert, damit nicht alleine zu sein. Es scheint vielen Menschen so zu gehen, dass Arbeit auch immer eine gewisse Schwere mit sich bringt und sie sich immer ein Stück weit selbst sabotieren.

Ich weiß (noch) nicht genug.

Das Lob steht mir gar nicht zu.

Ich hätte das noch besser machen können.

Ich muss das jetzt noch fertig machen.

Ich schaffe das nie so richtig gut.

Federleicht Prinzip, entspannte Karriere, Buchtipp
gelassen im Job Buchtipp

Glücklicherweise lässt sich etwas gegen diese Schwere tun! Mir hat das folgende Buch sehr weiter geholfen:

Das Federleicht Prinzip – Das Geheimnis der entspannten Karriere*“ von Laura Kellermann und Jens Weidner

Das Buch ist zu meinem persönlichen Arbeitsbuch geworden. Es zeigt zunächst auf, warum es nicht reicht, die eigene Arbeit kompetent und gewissenhaft zu erledigen, um die quälenden Selbstzweifel und das Gefühl, den Erwartungen der anderen nicht gerecht zu werden loszuwerden, wenn ein inneres Sabotageprogramm am Werk ist.

Die Autoren gehen im ersten Teil auf unterschiedliche Trigger und Ursachen von Selbstzweifeln, Ängsten und Unsicherheiten ein. Hierzu zählt auch das Impostor-Syndrom (Hochstapler-Syndrom), bei dem Menschen überzeugt sind davon, dass sie nicht gut genug sind und dies bald auffliegen wird. Um diesem (zusätzlichen) Dauerstress ein Ende zu bereiten, bauen die Tipps im Buch auf drei Säulen auf:

  1. Arbeit an den eigenen Glaubenssätzen,
  2. Aufbau von Wissen, um mit den eigenen Selbstzweifeln und Katastrophenphantasien umzugehen und mit Misserfolgen entspannter umzugehen.
  3. Ein veränderter Umgang mit beruflichen Herausforderungen

Im zweiten Teil gibt es dann die „Bedienungsanleitung“. Die einzelnen Übungen zu 16 unterschiedlichen Themen kann man nacheinander durchgehen oder sich die aussuchen, die gerade passen. Zwei meiner Lieblingsübungen stelle ich hier vor:

gelassen im Job, Das federleicht Prinzip

1. Bewertungen bewusst machen

Bei dieser Übung geht es darum, dem Grübelmonster ein Schnippchen zu schlagen und zu erkennen, dass wir den ganzen Tag damit beschäftigt sind, uns selbst, unser Verhalten sowie andere Menschen und ihr Verhalten zu bewerten. Erst meine Bewertung löst eine emotionale Bewertung, nicht die Situation selbst. „Das geschieht automatisch und […] hilft, Situationen schnell einzuschätzen – auch wenn diese Einschätzung nicht immer korrekt ausfällt.“

Wenn ich meine Kollegin sehe, die die Augen zusammenkneift und nach unten schaut, könnte ich denken, dass sie genervt oder sauer ist. Aber ich weiß nicht, ob das auch wirklich stimmt. Vielleicht hat sie private Probleme oder arbeitet an einem schwierigen Problem. Solange ich nicht nachfrage, weiß ich nicht, was die Ursache ist. Die neutrale Beschreibung bleibt jedoch gleich.

Schärfe dein Bewusstsein dafür, zu bemerken, sobald du in automatische Bewertungen hineinrutschst. Wenn du etwas subjektiv bewertest, sag innerlich: „Bewertung!“. Versuche dann, die Situation stattdessen zu beschreiben. Auf diese Weise machst du dir bewusst, welche Gedanke und Bewertungen dir in bestimmten Situationen durch den Kopf gehen und wie diese deine Reaktionen auf emotionaler Verhaltensebene beeinflussen.“ Bewertungen sind immer individuelle Interpretationen, die mehr mit mir als dem eigentlichen Geschehen zu tun haben. Mit diesem Wissen kann ich reflektieren, wie ich zukünftig gerne reagieren möchte.

2. Die Spaß-Torte

Für diese Übung male ich eine runde Torte auf einen Zettel. Diese symbolisiert meine ganze mir zur Verfügung stehende Zeit. Dann trage ich ein, wie viel der Zeit (gefühlt, hier braucht es keine genauen Zahlen) für Verpflichtungen oder Aufgaben, die gemacht werden müssen oder sollen, drauf geht. Dann trage ich die Zeit ein, die ich für Dinge habe, die mir Spaß machen und mir gut tun. Wie sieht die Torte am Ende aus?

Natürlich hast du gewisse Verpflichtungen, denen du nachkommen musst. Dennoch: Wenn Müssen und Sollen überhand nehmen, fühlt sich das Leben nicht federleicht sondern fremdbestimmt an.“ Die folgenden Fragen helfen dabei, die spaßige To-do-Liste wieder größer werden zu lassen:

  • Was wolltest du immer schon mal ausprobieren, hast es aber immer wieder vor dir hergeschoben?
  • Womit könntest du dich jetzt so richtig auspowern? Was könntest du tun, um kreativ zu werden oder dich zu entspannen?
  • Was hast du lange vernachlässigt?
  • Worin hast du bisher keinen Sinn gesehen? Was war dir zu albern?

Die vielen Beispiele aus der Praxis, Fragen zur eigenen Reflexion und die Übungen machen das Buch zu einem praktischen und leicht verständlichen Übungsbuch für alle, die entspannter arbeiten und das eigene Sabotageprogramm abschalten wollen.

Wie immer gilt: Ich empfehle hier ausschließlich Bücher, die ich persönlich mag. Damit ist das natürlich Werbung für die entsprechenden Bücher, jedoch erhalte ich hierfür kein Geld. Geld erhalte ich nur, wenn ihr auf die Links im Post klickt und darüber bestellt, denn es handelt sich um *Amazon-Partnerlinks. Jedoch könnt ihr die Bücher natürlich auch in eurem Buchladen vor Ort kaufen!