Heute stelle ich meine liebsten Bücher vor, die ich im Herbst gelesen habe und es gibt ein paar Bilder von unserem Besuch in Groningen…
„Schwarz. Rot. Wir. Wie Vielfalt uns reicher macht.*“ von Pierrot Raschdorff
Wie ist es, wenn man in Ostfriesland aufwächst, einen norddeutschen Akzent hat und trotzdem ständig gefragt wird, wo man denn eigentlich herkommt. Pierrot Raschdorf nimmt mich mit in seine Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland. Er ist diplomierter Politikwissenschaftler und Mediator und arbeitet als Marketingleiter und Diversity-Experte, hält seit vielen Jahren Vorträge und Workshops zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
In insgesamt 5 Kapiteln und einem abschließenden offenen Brief an seine Tochter schreibt der Autor zum Teil wissenschaftlich zum Teil aus persönlicher Perspektive über Diversität, gelebte Vielfalt, Vorurteile und Stereotype in Deutschland. Er schreibt bewusst kein Anti-Rassismus-Buch, sondern möchte mit seinem Buch einen Beitrag zur Diversitätsdebatte beitragen. Immer wieder erklärt er zwischendurch wichtige Begriffe. Vor allem aber zeigt er auf, welche Diversity-Dimensionen es gibt, die uns prägen und kaum veränderbar sind, wie Herkunft, Alter, Geschlecht, Behinderungen, sexuelle Orientierung, usw. In allen diesen Dimensionen kann und sollte Vielfalt gelebt werden.
Ein paar Punkte aus dem Buch, die mir besonders hängengeblieben sind:
- Damit Vielefalt in Städten gelebt werden kann, müssen von beiden Seiten Bedingungen erfüllt werden, „von denen die ankommen und von denen, die bereits vor Ort leben. Also wie werden die neuen Mitbürger*innen im alltäglichen Leben eingebunden, können sie arbeiten, gehen die Kinder zur Schule, oder können sie am politischen System in irgendeiner Form partizipieren? […] Wie gerecht und sozial ist eine Stadt?„
- »Wir brauchen neue Vorbilder, die in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung ungewohnt Positionen einnehmen, um unser Denken ganz unbewusst zum Hinterfragen von Stereotypen zu lenken.«
- „Ganz gleich, wer oder welche Gruppe sich benachteiligt fühlt und diskriminiert wird, um sich zugehörig zu fühlen, muss das Gegenüber seine Privilegien in der Gesellschaft somit reflektieren. Die Frage, warum Menschen unter struktureller Diskriminierung leiden und man selbst vielleicht nicht, sollte Teil dieses Prozesses sein.“ Er sagt aber auch, dass es nichts bringt, Menschen (zum Beispiel durch Shitstorms) zur Reflexion zu zwingen.
Ein sehr wichtiges Plädoyer für eine gelebte Vielfalt in Deutschland, das zur weiteren Auseinandersetzung einlädt und auffordert und ein guter Einstieg für alle, die sich mit den Begriffen rund um das Thema beschäftigen möchten,
„Der gute Einfluss: Menschen für sich gewinnen, authentisch bleiben und Gutes bewirken*“ von Zoe Chance
Der Titel des Buches ist vielleicht etwas irreführend, denn es geht hier nicht in erster Linie um Technik des Überlistens, sondern vielmehr um die Kunst Menschen und ihre Entscheidungen besser zu verstehen und sie für sich zu gewinnen.
Die Autorin lehrt und forscht an der Yale University zu Verhaltensökonomie und leitet den meist besuchten Kurs an der Yale Universität zum Thema „Menschen überzeugen“. Das Buch umfasst die Essenz daraus. Fakten aus der Sozialpsychologie, Verhaltensökonomie und Neurowissenschaft mischt die Autorin hierfür mit konkreten Beispielen aus dem Leben und Übungen (Tools), die sich im Alltag ausprobieren lassen. In neun Kapiteln führt die Autorin durch verschiedene Themen, wie Einfluss, Widerstand, Charisma oder Verhandlungen.
Für mich besonders interessant waren die Kapitel, in denen sie aufzeigt, warum es vielen Menschen so schwer fällt, „Nein“ zu sagen, vor anderen zu sprechen oder andere um etwas zu bitten. Gerade beim letzten Thema waren die Beispiele und Übungen besonders ansprechend.
Sehr empfehlen kann ich auch die Kapitel „Als Frau verhandeln“. „Nur wenige Frauen verhandeln gern.“ Das hat gute Gründe, aber es gibt auch Ausnahmen: „Wenn Frauen für andere verhandeln, setzen sie sich höhere Ziele, sind beharrlicher, selbstsicherer und herzlicher und weniger bedürftig.“ Das können wir uns zunutze machen.
„Wie ist Jesus weiß geworden?: Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus*“ von Sarah Vecera
Die Autorin ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Deutschland der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und Bildungsreferentin mit dem Schwerpunkt »Rassismus und Kirche«. Sie beschreibt ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus in der Kirche und schafft es, trotz des ernsten Themas, ein hoffnungsvolles, konstruktives und optimistisches Buch zu schreiben. Sehr viele Punkte, die sie anspricht, haben mich zum Nachdenken angeregt.
„Wir gehen automatisch von einem weißen deutschen Mittelschicht-Standard aus und sind uns dessen oft gar nicht bewusst, dass wir grundsätzlich aus diesem einen Kontext heraus predigen und Kirche gestalten.„
Eine Leseempfehlung – auch und gerade für Menschen, die denken, dass Rassismus sie selbst nicht betrifft und die eine rassismusfreie Kirche gestalten und mitbauen wollen – eine Kirche für alle Menschen.
Wie immer gilt: Ich empfehle hier ausschließlich Bücher, die ich persönlich mag. Damit ist das natürlich Werbung für die entsprechenden Bücher, jedoch erhalte ich hierfür kein Geld. Geld erhalte ich nur, wenn ihr auf die Links im Post klickt und darüber bestellt, denn es handelt sich um *Amazon-Partnerlinks. Jedoch könnt ihr die Bücher natürlich auch in eurem Buchladen vor Ort kaufen!